Denn Wartezeiten gibt es immer und auch mit dem Nummernziehen ordnet sich das Chaos nicht merklich - jedenfalls nicht fuer uns. Trotz des ausgekluegelten Systems mit den Nummern (irgendwie hat das Aehnlichkeit mit Lotto, denn auch hier braucht man ein gutes Stueck Glueck und viel Geduld, damit es sich auszahlt) gibt es immer jemanden, der von hinten kommt und schneller seine Ware bekommt. Optimisisch erklaert sich das durch: Aeh, er war schonmal im Laden, hat bestellt und kommt jetzt nur die Ware abholen. Ehrlich gesagt, wir glauben, die sind hier einfach alle verwandt oder verschwaegert. Man wird also trotz der Nummer einfach uebergangen oder gar komplett ignoriert. Das lassen sich natuerlich die wartenden Einheimischen nicht gefallen und murren. Jeder redet wild, argumentiert und schimpft durcheinand
er, die Arbeit kommt zum Erliegen, die Wartezeit verdoppelt sich. Nach einer kurzen Welle der Aufregung beruhigen sich dann alle wieder, der Betrieb kann wieder aufgenommen werden. Man bestellt seine Ware und wer jetzt denkt, das wars, der irrt. Jetzt wird das Bestellte, z.B. beim Metzger, ersteinmal gewogen und man bekommt einen Kassenbon (man wird also von einer Nummer zum Kassenbon upgegraded). Mit dem Bon stellt man sich in eine neue Schlange, der Kassenschlange, an. Hier wird deine Tuete dann dem
"Schnellsten" feilgeboten. Der Kassierer bekommt "deine" Tuete mit der Wurst, tippt den Preis in seine Kasse und ruft: Treintadosiviente (32,20 Pesos). Wer dann nicht schnell genung hier ruft und dem Kassierer das Geld hinstreckt, dem koennte die gerade sorgsam ausgesuchte Ware abhandenkommen, wenn ein anderen einen aehnlichen Preis auf seinem Bon stehen hat. Das fuehrt dann natuerlich zu weiteren Diskussionen und die Wursttuete wird nochmal aufgemacht und es wird nachgeschaut was denn da so alles drin ist...Jetzt muesst ihr euch nur noch vorstellen, dass dieser ganze Zirkus sich auf ca. 10qm abstpielt, ueberall liegt Wurst im Regal, auf dem Regal und haengt von der Decke. Naja, und dann sind natuerlich mind. 20 Leute in diesem engen Raum. Viel chaotischer geht es nicht.....
Etwas beschaulicher geht es in einem Supermarkt zu. Hier stellt man sich mit den Waren zusammen mit seinem Einkaufswagen an die Kasse. Ganz modern gibt es hier auch
Schnellkassen. Allerdings mussten wir feststellen, dass diese 'Caja rapido' meist nicht die Geschwindigkeit der Kassierer, sondern eher den Standort 'ganz rechts' bezeichnen. Die Argentinier sind von Natur aus sehr gesellige und redselige Menschen, und halten gerne an der Kasse ein kleines Plaeuschchen. Manchmal verschwindet der Kassierer einfach um Geld, vor allem Kleingeld, von einer anderen Kasse zu holen und dies geschieht dann auch nicht wortlos sondern ist begleitet durch ein kleines Gespraech unter Kollegen. Geradezu meditative Geduld muss man als
schnelligkeitverwoehnter Europaeer aufbringen, wenn die Kunden feststellen, dass sie nicht genug Geld mithaben. Denn dann wird sortiert und diskutiert. Das Noetigste muss natuerlich mit: "Also, reicht das Waschpulver noch bis uebermorgen? Muss ich wirklich heute waschen?...Wieviel Geld haben wir denn noch?"... Gerne verhandeln Ehepaare auch ueber die Tuete Chips, die ER haben will, und die Tampons, die SIE benoetigt. "Wir koennen uns ja auf Binden und eine kleine Tuete Chips einigen". Diese muss dann freilich erst einmal aus dem Laden besorgt werden. Die Ware, die dann doch aussortiert wurde, verbleibt einfach im Einkaufswagen, die Supermarktangestellten werden es schon wieder einraeumen. Und wir stehen immer noch in der Schlange und warten.
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